Kritik Dvorák "Stabat mater" 2002
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- Zuletzt aktualisiert: Freitag, 29. März 2013 13:54
Der Chor war prächtig disponiert, so dass in jedem Lautstärkegrad noch klangfarbliche Nuancierungen gelingen konnten. Auch bei Teilung der Stimmen blieb genug Klangfülle übrig, ohne dass es der Chor schwer gehabt hätte, sich gegenüber dem Orchester zu behaupten. Von den zumeist ruhigen Tempi profitierten die Streicher des Orchesters, was einen Zugewinn an wohliger Klanglichkeit brachte. Hohes Lob verdienen die Bläser, denen von der Komposition her eine herausragende Rolle zukommt, der sie mit überzeugender Tongebung und organisch atmender Phrasierung gerecht wurden und dabei ein stimmiges Ensemble bildeten.
(…) Der Eingangssatz „Stabat mater“, der fast ein Viertel der Gesamtdauer einnimmt, verweist in seiner chromatisch abwärts gerichteten Melodik auf die Schmerzen der Gottesmutter. Imposante Steigerungen in Dynamik und Intensität sowie gut geführte Spannungsbögen bei allen Beteiligten sowie innige Solistenstellen verwiesen hier eindringlich auf den oft meditativ-verinnerlichten Gehalt des Werks.
Dass diese treffende Charakterisierung beim Publikum angekommen war, bewies der überaus lange, aber nicht aufbrausende Beifall zum Schluss des Konzerts.
Fürstenfeldbrucker Tagblatt vom 25.07.2002
„Stabat mater“ beeindruckt nachhaltig
Eindringliche Gestaltung in der Klosterkirche
Fürstenfeldbruck – Von Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck noch nie einstudiert, beeindruckte die Aufführung des „Stabat mater“ von Antonín Dvorák unter Gerd Guglhör. Neben den Großensembles zeichneten sich in der Klosterkirche Fürstenfeld Gesangssolisten, darunter die neue Altistin, durch eindringliche Gestaltung aus.
(…)
Chor und Solisten überzeugten beim Bemühen, dieses Espressivo mit Intensität aufzuladen. Freilich kommt Dvorák geschulten Amateuren wie dem Bach-Chor entgegen, erfüllte er doch das Oratorium mit slawischen, volkstümlich anmutenden Melodien. Wenn der Dirigent mit den Streichern die absteigende, in der Chromatik den Schmerz herb ausdrückende Tonfolge des einleitenden „Andante con moto“ anstimmte, folgte mit immer erneutem Crescendo die erste Steigerung. Und der Chor vermochte das „Stabat mater“ in lyrischer wie dramatischer Ausformung wiederzugeben. Wie hier hellten Chorsoprane und Holzbläser die Klage der Streicher und Posaunen auf. Dem Schwerpunkt schlossen sich Szenen an, deren Bedeutsamkeit im Wechsel von Soli, Solistenquartett und Chor zu Tage trat. (…)
Überirdische Sphäre erzeugt
Susanne Bernhardt vermochte mit ihrem Sopran eine überirdische Sphäre anzudeuten. Dann wieder verströmte das Melos der Bläser und Streicher böhmischen Wohlklang. Bewegung brachte der Chor beim „Andante con moto“ im Rhythmus eines Trauermarschs, auch liedhaft. Wie ein Hilferuf sang der Chor das „Fac“, das der Bassist, Christian Hilz, mit weichem Timbre aufnahm (…). Wunderbar eindringlich sang der Tenor, Hubert Nettingers Stimmvolumen umfasst eine kräftige Höhe.
(…) Endlich beschworen Soli und Chor die Großartigkeit des Paradieses, abgerundet durch ein machtvolles „Amen“.